Sie fallen auf beim Rundgang durch eine Ausstellung. Gleich nach den großen Hühnern stehen sie, oftmals in großer Stückzahl – die Bantam. Auf nahezu allen Rassegeflügelschauen sehen wir diese aparte Urzwergrasse. Und wenn uns der Rundgang durch die Ausstellung in den hinteren Teil der Käfigreihen führt, dort, wo meist die Jugendgruppe untergebracht ist, finden wir auch dort Bantam in respektablen Stückzahlen. Hier eine Frage am Rande: Wo steht geschrieben, daß die Jugendgruppe am Schluß einer Ausstellung und oft in der hinteren Ecke der Ausstellungshalle aufgebaut wird? Und warum müssen wir dann immer unsere Tiere in den ältesten Käfigen betrachten? Ohne Zweifel, Bantam sind beliebt, auch bei jugendlichen Züchtern. Sehen wir uns einmal den Standard der Rasse an, fallen uns sofort Merkmale auf, die diese Beliebtheit vielleicht erklären. Da ist erstmal der Typ, das äußere erste Erscheinungsbild. Klein, keck und lebhaft, dazu zutraulich und selbstbewußt treten diese Hühnerzwerge auf. Das beeindruckt und schafft Sympathie. Bei genauerem Hinsehen bemerken wir weitere Rassemerkmale, die wir in der Gesamtheit der Erscheinung nur bei den Bantam finden. Da sehen wir die kurzgerundeten Formen ohne jede Ecken und Winkel, die lackreiche breite Feder, die besonders beim Hahn durch die breiten gerundeten Sicheln auffällt. Und dann ist da noch das Schmuckstück der Rasse – der Bantamkopf. Hier fällt die große runde emailleweiße Ohrscheibe auf. Auf dem kräftigen, breiten Kopf sehen wir einen fein geperlten Rosenkamm, der vorn breit angesetzt, nach hinten in den spitzen Kammdorn ausläuft. Besonders keck wirkt ein Bantam, wenn der Dorn leicht ansteigt. Der Schnabel ist breit und kräftig. Keinesfalls darf ein Bantam einen schmalen Kopf mit langem Gesicht zeigen. Die Rasse bietet eine umfangreiche Farbenpalette. 17 Farbenschläge sind bei den Bantam anerkannt, wobei die schwarzen seit jeher den höchsten Zuchtstand aufweisen.
Es soll nicht verschwiegen werden, daß Bantam eine anspruchsvolle Rasse sind, die von ihrem Züchter eine besonders intensive Pflege fordern, um die vielen, nur dieser Rasse eigenen Merkmale, in hohem Maße zu zeigen. Dies beginnt bei der Unterbringung. Der Stall soll hell und luftig, aber zugluftfrei sein. Und die richtige Stalleinrichtung will überlegt sein. Das erleichtert die Pflege. Die Sitzstange ist mindestens 25 cm über einem Kotbrett anzubringen, damit die üppigen Sicheln des Hahnes nicht aufliegen. Bewährt hat sich eine Abdeckung des
Kotbrettes mit einer Baustahlmatte, so daß der Kot durchfällt und die Tiere nicht mehr damit in Berührung kommen. Als Einstreu bietet sich in den Sommermonaten trockener Lotsand an, den man durchharken kann. Daher sollten Legenest, Näpfe und Tränken etwas erhöht angebracht werden. In den Wintermonaten wird eine dicke Schicht Späne bzw. Kleintierstreu verwendet. Die Öffnung zum Auslauf sollte groß genug bemessen sein, damit auch hier die Sicheln des Hahnes nicht anstoßen. Sind die kleinen Kerlchen im Auslauf und sollen dort auch bleiben, dann muß dieser auch nach oben geschlossen sein, denn sie können fliegen wie die Vögel, wenn sie wollen.
Für die Zucht bieten sich zwei Möglichkeiten an. Wem früh im Jahr eine Glucke zur Verfügung steht, braucht sich keine Sorgen zu machen. Mit der Naturbrut geht die Aufzucht ganz von alleine. Wer jedoch mehr Küken haben möchte, wird die Kunstbrut vorziehen. Bei sorgfältiger Brut sind Bantameier kunstbrutfest. Ich habe abweichend von den Gebrauchsanweisungen der Brutmaschinenhersteller mit etwas erhöhter Luftfeuchtigkeit und Verzicht auf das empfohlene tägliche Abkühlen deutlich bessere Ergebnisse erziehlt. Ganz allgemein schlüpfen Bantam in großen Brutmaschinen etwas besser als in Kleinbrütern. Da die Küken sehr klein sind, haben sie ein großes Wärmebedürfnis im Aufzuchtstall. Hier bietet sich für die ersten drei Wochen eine kleinere Aufzuchtbox an. Die ersten zwei Wochen reiche ich Putenstartermehl, danach ein gehaltvolles Kükenmehl. In die Tränke kommt in der ersten Woche Mineralwasser ohne Kohlensäure. Nach ca. drei Wochen könnt Ihr schon die jungen Hähnchen an den kleinen roten Kämmen erkennen und die Ringe bestellen. Beringt werden die Küken mit ca. 6-8 Wochen. Nachdem die letzten Küken beringt sind, werden sie weiter getrennt aufgezogen. Die kleinen Hähne beginnen jetzt, eine Rangordnung unter sich auszumachen. Kleine Plänkeleien sind an der Tagesordnung. Vielversprechende Junghähne werden bei den erfahrenen Züchtern in geräumigen Einzelboxen großgezogen. Wer die Junghähne in der Gruppe aufwachsen lässt, sollte den Althahn mit im Gehege laufen lassen. Er sorgt für Ordnung, denn er steht in der Rangfolge ganz oben. Ganz wichtig ist, dass die jungen Hähne jetzt nicht mehr umgesetzt werden, oder Veränderungen im Stall vorgenommen werden. Denn dann wird sofort neu um die Rangfolge in der Gruppe gerungen und ein Biss in die wachsende Ohrscheibe kann das Aus für die Ausstellung bedeuten.
Wie alle Hühner, stellen auch Bantam keine speziellen Fütterungsanforderungen. Als Grundfutter erhalten meine Tiere z.B. ein Gemisch aus Lege- und Junghennenmehl zur freien Aufnahme. Abends gibt es normales Körnermischfutter. Wer die Gelegenheit hat, seinen Tieren regelmäßig täglich einen Ausflug aufs Grundstück zu ermöglichen, muß sich um die weitere Fütterung kaum Gedanken machen. Alles, was die Tiere brauchen, finden sie in der Natur. Bei der Volierenhaltung müssen wir allerdings versuchen, dies auszugleichen. Täglich wird frisches geschnittenes Grünzeug gereicht, auch eine ausgestochene Grassode wird von den Tieren begeistert angenommen. Ein Schälchen Taubengrit bzw. Taubenkuchen sollte ständig zur Verfügung stehen. Hier finden die Tiere viele benötigte Mineralstoffe. Als Leckerbissen kann man einige fein zerkleinerte Garnelen in die Einstreu geben. Dabei sind die Tiere auf der Suche ständig in Bewegung. Wer herausgefunden hat, welche Leckerbissen seine Tiere gerne fressen, kann diese auch aus der Hand füttern. Dies wird die kleinen Bantam sehr schnell zutraulich machen.
Das ist als Vorbereitung für die Ausstellung besonders wichtig, denn nur ein Tier, welches sich ohne Scheu ungezwungen auf der Ausstellung zeigt, bringt seine kurzgerundete Form zur Geltung. Dies kann man fördern, indem man die für die Ausstellung vorgesehenen Bantam rechtzeitig jeden Tag einmal in den Gewöhnungskäfig setzt und dort mit Leckerbissen füttert. Nach kurzer Zeit werdet Ihr perfekte Ausstellungsstars haben, die keinerlei Scheu zeigen, wenn man sie in die Hand nimmt oder in den Ausstellungskäfig setzt. Wenn es ernst wird und der Tag der Ausstellung kommt, hat meist derjenige die Nase vorn, der seine Tiere topgepflegt präsentiert. Ihr kennt das vom Ausgehen am Wochenende: Man macht sich fertig. Das ist bei den Bantam relativ schnell gemacht. Wenn der Auslauf und die Einstreu immer sauber sind, braucht man die Tiere, vom weißen Farbenschlag einmal abgesehen, nicht waschen. Für die Kosmetik reicht lauwarmes Wasser, ein Lappen und eine Zahnbürste. Die Läufe werden gewaschen, speziell die Fußsohle und die Krallenunterseiten. Der fein geperlte Rosenkamm ist im Laufe des Jahres in den Poren mit Staub und Futtermehl bedeckt. Vorsichtiges Ausbürsten der Kammoberfläche mit der Zahnbürste löst diesen Schmutz. Auch die Kehllappen sind feinporig. Sie werden genauso behandelt. Ein Schönheitstip zum Schluß: Ein vorsichtiges Einreiben von Kamm und Kehllappen mit Ballistol-Öl fördert die Durchblutung und lässt das Tier viel frischer aussehen. Jede Apotheke hat dieses Haushaltsmittel auf Lager.
Auch für die Ausstellung gibt es Tipps. Das fängt mit der Anmeldung der Tiere an. Zum Beispiel die Anmeldung zur Schau. Statt nur einem Hahn und mehreren Hennen sollte man die Geschlechter verteilen. Wenn von jedem Geschlecht mehrere Tiere stehen, kann der Preisrichter bessere Vergleiche anstellen. Das spiegelt sich in der Bewertungsnote wider und erhöht die Chance auf einen Preis. Aber auch die Wahl der Ausstellung ist wichtig. Interessant sind Schauen, bei denen Ihr wisst, dass dort auch andere Züchter Bantam ausstellen. Dort könnt Ihr vergleichen, wie Eure Zucht in der Konkurrenz steht. Wer sich intensiv mit der Bantamzucht beschäftigen möchte, wird sich auch für die jährliche Deutsche Bantamschau interessieren. Hier stehen Bantam in allen anerkannten Farbenschlägen in großer Stückzahl. Hier spiegelt sich der bundesweite Zuchtstand im Vergleich. Und gerade hier mischen jugendliche Aussteller erstaunlich weit vorn mit. Auf der letzten Bantamschau in Rotenburg war der Farbenschlag gelb mit weißen Tupfen fest in jugendlicher Hand. Alle Spitzentiere stellten Jungzüchter. Auch bei den birkenfarbigen Bantam wurden hohe Noten erzielt. Überhaupt bringt die Mitgliedschaft in einem Sonderverein gerade Anfängern in der Zucht seiner Rasse einen bedeutenden Vorsprung. Ein Kontakt unter Züchtern gleicher Rassen und Farben durch gegenseitiges Kennenlernen, Tips von erfahrenen Hasen, Informationen für die Zucht und Austausch von Zuchttieren sind unbestreitbare Vorteile. Der Sonderverein für die Bantam ist der Bantam-Klub von 1909, der mit seinen 400 Mitgliedern der älteste und größte Sonderverein für Zwerghühner innerhalb des Bundes Deutscher Rassegeflügelzüchter ist. Hier wird neben der Deutschen Bantamschau mit ausführlicher Tierbesprechung jedes Jahr Anfang November, der jährlichen Hauptversammlung und Preisrichterweiterbildungen auch zweimal jährlich die Klub-Broschüre „Bantam – aktuell“ herausgegeben. Ganz besonders umfangreiche Informationen bietet das farbig bebilderte Bantambuch, das beim Bantam-Klub erworben werden kann. Hier findet Ihr auf 192 Seiten alle Farbenschläge beschrieben, Grundlagen der Vererbung und weitere hilfreiche Informationen. Vielleicht eine Geschenkidee zum Geburtstag?
Dietmar Warnken
Ansprechpartner:
1. Vorsitzender:
Friedrich-Dieter Thiele